Interview mit Neam Tarek – Forte!
Unser Verein heißt Forte e.V. Und “forte” bedeutet stark, laut und dynamisch. Wir sind überwiegend in Sachsen aktiv, haben aber auch bundesweite und internationale Projekte. Einige unserer Mitglieder befinden sich auch im Ausland. Wir sind besonders gut angebunden in Ost- und Nordafrika, sowie Mitteleuropa und verstehen und als ein Netzwerkverein oder eine Art Plattform. Unsere Mitglieder sind fast ausschließlich Flinta*-Personen* .
Die Arbeitsschwerpunkte unseres Vereins sind Kunst, Kultur und die Gleichstellung der Geschlechter. Wir machen transkulturelle Kunstprojekte mit migrantischen Kunstschaffenden, mit denen wir soziopolitische oder kulturpolitische Teilhabe erschaffen wollen. Im letzten Jahr haben wir zwei Projekte realisiert. Das eine war die Oper Aida. Ein großes Projekt, das sich kritisch mit Verdis Oper Aida auseinandersetzt und neue Narrative liefert, die sich jenseits der von uns kritisierten Stereotype bewegen. Außerdem haben wir eine Gesprächsreihe über die Darstellung von Göttinnen in der ägyptischen Mythologie initiiert. Aktuell laufen bei uns fünf Projekte. Wir sind auch sehr aktiv in Bezug auf Netzwerktreffen und Vernetzung. Ein Projekt ist Forte Youth Collective, ein kulturelles Bildungsprojekt, das sich an Jugendliche richtet. Dort bieten wir verschiedene Workshops zu den Themen Performance, Schreiben und Modedesign für Jugendliche an, aus denen wir im Anschluss ein gemeinsames Stück mit dem Titel Exercise for making sense together produzieren wollen. Außerdem planen wir weitere Empowerment Projekte für z.B. kopftuchtragende Frauen, Geflüchtete und Migrant*innen.
Einen Verein zu gründen, ist aus dem Bedarf entstanden, dass es migrantischen Künstler*innen an politischer, kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe oftmals fehlt. Die Gruppe, die sich schließlich zusammengefunden hat, bestand aus Freund*innen, Kolleg*innen und Familie. Wir haben uns in einem Café getroffen und das Gründungsprotokoll unterschrieben. Das war am 16. Juli 2020.
Da unsere Arbeit gemeinnützig ist, haben wir uns für die Form des Vereins entschieden, da wir dadurch auch die Möglichkeit erhielten, öffentliche Gelder zu beantragen. Auch aus steuerlicher Sicht ist ein Verein die passende, rechtliche Form für uns. Die größte Herausforderung war der Austausch mit dem Finanzamt. Es gab ständig Nachfragen und Änderungswünsche. Das war ein langer Prozess, der uns viel abverlangt hat. Vor allem, da wir keine Deutsch Muttersprachler*innen sind. Die Eintragung ins Vereinsregister lief im Vergleich dazu viel reibungsloser ab. Uns war es wichtig, unsere Arbeit zu professionalisieren. Die Vereinsgründung war ein erster Schritt. Dazu haben wir viel Netzwerkarbeit geleistet, an vielen Workshops und Weiterbildungen teilgenommen. Ein weiterer Schritt war die Schaffung einer halben Stelle. Bis dahin waren wir alle ehrenamtlich aktiv, aber durch diese Stelle haben wir nun neue Möglichkeiten, Dinge umzusetzen. Gemeinnützigkeit ist ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor, der auch entsprechend gefördert werden sollte. Dazu sind aus unserer Sicht auch mindestens ein bis zwei Festanstellungen in einem Verein notwendig, auch um mehrjährige Projekte besser durchführen zu können. Daran arbeiten wir gerade.
Es gab Dinge, die schwierig waren, aber nichts, das schlecht gelaufen ist. Aus unseren Fehlern haben wir viel gelernt. Mein Rat ist auf jeden Fall eine Vereinshaftpflichtversicherung und Rechtsschutzversicherung für den Verein abzuschließen, Beratungsangebote zu nutzen und im Austausch zu bleiben.
Verein, das heißt für mich… Gesellschaft.
[*] Die Abkürzung FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Intersexuelle-, Non-Binäre-, Trans*- und Agender-Personen. Das Sternchen möchte alle nicht explizit erwähnten Personen einschließen, die sich nicht einer der o.g. sexuellen Orientierungen oder Geschlechtsidentitäten zuordnen.
Steckbrief
Name
Forte e.V., Sachsen
Adresse
wechselnd
Kontakt
facebook.com/Forte-eV-100123065722210
Vereinsgründung
10/2020
Zielgruppe
Kunst- und Kulturinteressierte, Migrant*innen, FLINTA*, Kinder und Jugendliche
Inhaltliche Schwerpunkte
Sprach- und Kulturförderung, Mehrsprachigkeit, Integrationshilfe für Menschen aus Portugiesisch-sprechendem Ausland