willkommen zu unserem ersten Newsletter! Auf diesem Wege wollen wir Sie und euch in regelmäßigen Abständen über unsere Arbeit informieren, über Vergangenes, Aktuelles und Geplantes berichten und Perspektiven auf verschiedene, für uns und unsere Arbeit relevante Themen teilen.
Der erste Newsletter steht unter dem Motto Willkommen. Entlang dieses Leitgedankens geben wir Einblicke in unsere Arbeitsfelder. So ist etwa unserer Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer*innen (MBE) wichtig neu zugewanderten Menschen die Unterstützung zu bieten, die ihnen hilft den Prozess des Ankommens in ein sich Willkommen Fühlen zu überführen. Das Projekt „SAQsen! Stark – Aktiv – Qualifiziert in Sachsen“ begrüßt und bestärkt das diversitätsorientierte Engagement der jungen und zumeist noch ehrenamtlich arbeitenden Vereine in Sachsen und das Entstehen von Netzwerken. Die Kolleg*innen aus dem Modellprojekt „(Un)Sichtbarkeiten in der Migrationsgesellschaft“ und aus dem „Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit“ setzen sich vor allem mit den vielfältigen Facetten von antimuslimischem Rassismus auseinander. Dabei geht es u.a. auch um Selbst- und Fremdbilder, die Herstellung und Stabilisierung von sozialen Ungleichheitsverhältnissen und der Frage was eine vermeintliche „Willkommenskultur“ damit zu tun hat. In der Radiosendung „Radio Zwischenraum“ heißen wir alle vierzehn Tage spannende Gäste willkommen und gewinnen vielfältige Einblicke in migrantische Perspektiven und auf migrantisierte Lebenswelten.
Neben der Arbeit beschäftigt uns momentan, wie viele von euch und Ihnen auch, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Während unsere vollste Solidarität den vom Krieg betroffenen Menschen gilt, beobachten wir die Geschehnisse auch mit einem rassismuskritischen Blick. Die Hilfsbereitschaft und das Engagement sind in Deutschland und Europa enorm, größer als bei vielen Fluchtbewegungen in der Vergangenheit. Die Empathie und die Emotionalität der Menschen, das rechtliche und politische Entgegenkommen, die strukturell eröffneten Möglichkeitsräume sind offenkundig andere.
Während einige Politiker*innen und Medien offenherzig von einer größeren Nähe und Ähnlichkeit zu „uns“ sprechen („Menschen mit blauen Augen und blonden Haaren“, „die Netflix schauen und Instagram haben“, „zivilisiert sind“), betonen andere die geopolitischen Unterschiede zu anderen Konflikten. Die zumindest phasenweise vor den Augen der Weltöffentlichkeit praktizierte Ungleichbehandlung von flüchtenden Schwarzen und Rom*nja an den europäischen Außengrenzen verdeutlicht jedoch auch eine zum Tragen kommende rassistische Logik. Ein antislawischer Rassismus ist tief in der deutschen und in einigen anderen mittel- und westeuropäischen Gesellschaften verankert. Aktuell sind wir jedoch Zeug*innen einer Verschiebung europäischer Grenzregime, der Ausdehnung eines europäischen weißen „wir“. In dieser Logik wird den als weiß erachteten flüchtenden Menschen eine politische Subjektivität zugestanden. Sie werden als Personen anerkannt, denen man auf einer normativen politischen Ebene begegnen muss. Im Kontrast zu diesen als handlungsmächtig erscheinenden Menschen, werden flüchtende Menschen aus dem globalen Süden, die übers Mittelmeer kommend in Griechenland, Italien, Spanien oder Malta stranden, vorwiegend entlang einer humanitären Logik wahrgenommen: Leid, Krieg und Flucht gelten in diesem Kontext verstärkt als Normalität, die Berichterstattungen sind entsprechend.
Wir wünschen uns, dass die in der europäischen „Flüchtlingspolitik“ praktizierten doppelten Standards ein Ende haben, dass Bleiberecht, Bildung, Arbeitserlaubnis und Solidarität nicht ein Privileg weniger sind und dass in die Imaginationen eines deutschen/ europäischen „wir” auch rassifizierte und migrantisierte Menschen Einzug erhalten.
Herzliche Grüße
Özcan Karadeniz
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